Am Limit
by Thorsten on Apr.20, 2010, under Jakarta
20. April 2010
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Also zwei Wochen waren bis jetzt glaube ich die längste Zeit ohne einen neuen Blogeintrag, aber solange ich keine Beschwerden höre scheint ja alles noch in Ordnung zu sein. Die letzten Zwei Wochen waren auch etwas langweilig, der übliche Wahnsinn eben. Uni oder nicht Uni, das ist hier reines Glücksspiel, ganz besonders seit wir einen Prof haben, der die Meinung vertritt zu viel Vorlesungzeit würde seiner Gesundheit schaden. Und trotzdem merkt man, das gegen Ende des Semesters, dass der Anspruch doch etwas Ansteigt.
Um dem Alltag etwas aus dem Weg zu gehen sind wir am Wochenende in einen kleinen Ort namens Cibodas, am Fuß eines Vulkans in der Mitte der Insel gefahren. Abgesehen von einem wunderschönen, riesigen botanischen Garten und einem Nationalpark um den Vulkan herum gibt es hier wenig, aber für ein Wochenende war das schon zu viel. Obwohl der Ort kaum 200 km von Depok entfernt ist, haben wir fünf Stunden gebraucht um mit dem Bus dort hin zu kommen und noch eine weitere Stunde um das Hotel zu finden. Kaum dass wir gegen 16.00 Uhr endlich angekommen waren und etwas gegessen hatten, sind wir einem Reiseführer des Nationalparks über den Weg gelaufen, der uns angeboten hat uns Nachts auf den 3000m hohen Gipfel des Vilkans zu führen, um dort um 5.30 Uhr den Sonnenaufgang über Westjava sehen können. Der Trip nach oben sollte ca sechs Stunden dauern, und noch mal so lange um wieder herunter zu kommen. Bis wir die nötige Ausrüstung zusammen hatten (Proviant, Wasser, Taschenlampen, …) war es 20.00 Uhr was uns ungefähr eine Stunde gab um ein wenig Schlaf nach zu hohlen. Um 22.00 Uhr ging es dann wirklich los und was war der Weg nach oben für eine Schinderei. Nach zwei Stunden hörte der Weg auf zu existieren und wir folgten etwas, das vielleicht ein Trampelpfad hätte sein können. Es war Stockfinster und ohne die beiden Führer wären wir absolut verloren gewesen. Nach drei weiteren Stunden kamen wir an eine Art Campingplatz. Na ja, zumindest war es eine zugemüllte Hochebene, die sich gut eignet um ein paar Zelte auf zu schlagen, für alle die, die den Trip zum Gipfel nicht an einem Stück durchziehen wollen. Weil wir ganz gut in der Zeit lagen konnten wir uns hier eine Stunde Pause gönnen. Das war ein Fehler. Erst jetzt, ohne die Bewegung, wurde uns klar, wie kalt es hier oben eigentlich ist. Unsere Führer hatten natürlich dicke Jacken, aber wir mussten uns mit dem zufrieden geben, was wir eben aus Depok mit genommen hatten: T-Shirts, Longsleeves, und Handtücher. Wer konnte auch vorher ahnen, das wir bei 7°C auf einem Berg übernachten würden. Um 4.00 Uhr morgens ging es weiter, die letzte Etappe. Was ca eine Stunde hätte dauern sollen kostete uns fast zwei, weil wir inzwischen mit grenzenloser Erschöpfung kämpften. Aber wir haben es gerade so, zum Sonnenaufgang geschafft und es war die Mühe wert. Von dort oben konnte man beinahe von der Nordküste Westjavas bis zur Südküste sehen. Die hügelige Landschaft von Bogor lag im halbdämmer noch unter dicken Nebelschwaden, die sich in den Tälern hielten, während sich auf der Südseite der Nebel zum Meer hin sehr viel schneller verzog. Es war wirklich Atemberaubend. Das kann natürlich auch an dem starken Schwefelgeruch des noch aktiven Vulkans gelegen haben, aber wer weiss.
Der Weg abwärts war eine einzige Tortur. Inzwischen waren wir völlig erschöpft. Ich hätte mich auf dem Gipfel einfach hinlegen und schlafen können. Obwohl der Rückweg weit weniger anstrengend war, musste man sich trotzdem unglaublich konzentrieren, um nicht auf den Steinen aus zu rutschen oder um zu knicken. Auch die halbstündige Pause an den heißen Quellen machte die Sache nicht viel besser. Als wir noch zwei Stunden zu laufen hatten ging uns das Wasser aus.
Ich war noch nie so Froh einen Ausgang zu sehen.